Das Zauberwort
Gar nicht lange ist es her, dass meine 5-jährige Tochter zornerfüllt ihre Schuhe in die Ecke warf. „Ich kann das nicht“, hat sie unter Tränen von sich gegeben und war dabei sauer auf sich selbst und die ganze Welt. Sie hatte es nicht geschafft eine Masche zu binden.
Hörten Sie diese oder ähnliche Sätze schon das ein oder andere Mal? Oder vielleicht verwendeten sie diese sogar selbst?
Ich kann nicht Englisch sprechen. Ich kann nicht gut mit dem PC umgehen. Ich kann nicht singen. Ich kann es einfach nicht.
Als Organisation wandeln wir den Satz oft ab und er klingt dann etwas anders:
„Bei uns geht das nicht.“ „Das war schon immer so.“ sind gemeinschaftliche Abwandlungen von „Ich kann das nicht“.
Lassen Sie uns diese Evergreens der Glaubenssätze einmal im Detail prüfen.
Gemeinsam ist den Sätzen, dass sie uns bzw. unsere Organisationen einzementieren, ja erstarren lassen. Mit diesen absoluten Aussagen, die null Raum für Bewegung oder Abänderung zulassen, sagen wir uns immer wieder vor, dass der Status quo das Einzige ist, was möglich ist.
Nur stimmt das wirklich?
Stimmt es tatsächlich, dass in unserem Unternehmen „Dinge schon immer so waren“. Jedes Unternehmen ging durch eine Gründungsphase, später durch eine Wachstumsphase, irgendwann mit hoher Wahrscheinlichkeit auch durch eine Konsolidierungsphase. Und bei all diesen Veränderungen im Innen und Außen, die die Organisation mitmachen durfte, glauben wir tatsächlich, dass „es schon immer so war“?
Das ist nicht besonders wahrscheinlich.
Auch als Individuum gesprochen:
Erinnern Sie sich an eine Situation, wo Sie sich vielleicht mit Ihren Englischkenntnissen, mit Händen und Füßen verständlich machen durften?
Sitzen Sie manchmal im Auto, hören Radio und singen mit? Oder singen Sie unter der Dusche?
Und wer oder was genau bringt sie dazu zu glauben das Sie das dann nicht können?
Oft sind es sehr frühe Erfahrungen, die wir machen, die dazu führen, dass wir einen Glaubenssatz als unsere innere „Wahrheit“ unreflektiert annehmen. Von unseren Eltern, Großeltern, Betreuungspersonen, vom Staat, von der Kirche oder später von Vorgesetzten.
Ich lade Sie ein diese Aussage, die sie sich selbst immer wieder gebetsmühlenartig vorsagen, zu hinterfragen und abzuändern.
Es gibt in dem Zusammenhang ein Zauberwort, das ich mit Ihnen teilen möchte: Das Wörtchen „noch“.
Ich kann es noch nicht.
Genau das sagte ich auch meiner 5-jährigen. Immer wieder. Jedes Mal, wenn sie irgendwo an ihre Grenzen stieß. Der Zorn verflog nicht immer gleich und dennoch durfte ich beobachten, dass es etwas mit ihr machte. Sie holte sich die Schuhe wieder aus der Ecke und entwickelte sich zu einer Meisterin im Maschenbinden. Welch großartige Vorbilder unsere Kinder doch sind!
Und für die ganz Mutigen unter Ihnen, habe ich noch einen Ersatz für die gesamten Glaubenssätze dieses Artikels:
„Ich nehme die Herausforderung an!“
In dem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude ins Hineinspüren, wie viel mehr Flexibilität und Handlungsspielraum Ihnen persönlich und Ihren Organisationen dadurch geschenkt wird.
Herzliche Grüße,
Monika Kis-Contos