Wieviel Mut braucht Schwäche?

Die Performance war schwach. Ihre Präsentation war schwach. Er hat einen schwachen Führungsstil. Wenn wir viele Dinge im Leben wollen, schwach sein gehört selten dazu. Nur warum ist das so? Was verbinden wir mit Schwäche?

 Schwäche – das Wort

Vom Schwächeanfall, über den Schwachkopf bis zum Schwachsinn führt uns das Wort immer in Regionen, wo wir uns nicht gerne aufhalten.

Schwäche hat viele Gesichter. Sie kann sich körperlich äußern. Ein Kind mit besonderen Bedürfnissen, ein gebrechlicher Mensch, ein Kranker – sie alle rufen Emotionen bei uns hervor.

Richtig stark reagieren wir vor allem auch bei uns selbst: bei unseren eigenen körperlichen Limitationen, den Schmerzen im Kreuz, beim Unwohlsein im Magen und all den anderen kleineren und größeren Wehwehchen. Wie sehr verurteilen wir uns oft innerlich, für diese Unzulänglichkeiten. 

Schwäche kann sich auch emotional zeigen. Manchmal zeigt sie sich als heftiger Wutausbruch, als lautes Schreien, manchmal sind es die hängenden Schultern, die gekrümmte Körperhaltung oder das tränenüberströmte Gesicht, das Zeugnis über sie ablegen.

Vernichtend ist auch hier oftmals unser innerer Richter / unsere innere Richterin: „Reiß dich zusammen! Es kann doch nicht wahr sein, dass du so über reagierst“, urteilen wir über uns selbst.

Wie reagieren wir, wenn wir Schwäche an uns oder anderen wahrnehmen? Dafür haben wir verschiedene Strategien entwickelt. Ein Teil von uns fühlt sich wohl im schwach sein. Sie tendieren dazu in die Opferrolle zu gehen und zu verharren. Andere verdrängen lieber ihr „schwach sein“ komplett und lenken davon ab. Wieder andere gehen in die Offensive – sie leisten noch mehr oder verfallen in einen Aktionismus.

Nur was ist bei dem Thema für uns drin? Was können wir aus unserer Schwäche lernen? Hier einige Lösungspunkte zusammengetragen:

 1)   Schauen sie hin!

Schwäche ist oft ein gut gehüteter, blinder Fleck für uns. Gehen Sie in die Reflexion – allein oder mit einer vertrauten Person. Wo werde ich schwach wahrgenommen? Welche konkreten Beispiele gibt es dazu?

Auch wenn es uns nicht gefällt, was wir dort finden oder von anderen hören, kann Erkennen und mutiges Annehmen von Schwächen ein enormes Entwicklungspotential für uns bereithalten!

2)   Überprüfen Sie mögliche Glaubenssätze!

Hinter dem Verdrängen von Schwächen verbergen sich oftmals gut antrainierte Glaubenssätze, die wir uns innerlich immer wieder vorsagen: „Ich bin nicht gut genug“ rangiert hier ganz oben. Werden Sie selbst ihr bester Freund oder ihre beste Freundin und setzen Sie Schritte um diesen oder andere Glaubensätze zu lösen!

3)   Haben Sie Mut Hilfe anzunehmen!

Wir müssen nicht alles allein lösen, sondern dürfen uns unterstützen lassen. Ob innerhalb des Unternehmens, innerhalb der Familie oder durch das Hinzuziehen von externer Unterstützung. Zeigen Sie Mut und fragen Sie danach!

Fazit

Schwäche ist nichts für Schwächlinge. Sie braucht viel Mut. Es ist ein Thema, das uns oft unangenehm ist und das wir lieber verdrängen. Nur allein davon verschwindet es nicht. Zielführender ist es, die eigene Schwäche anzunehmen, sich ein stückweit mit ihr auszusöhnen. Das nimmt ihr etwas an Kraft und führt zu mehr Leichtigkeit im Handeln.

In dem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude beim Reflektieren und Transformieren!

Herzliche Grüße,

Monika Kis-Contos


Weiterführende Literatur:

Lindau, Veit, Schattenwerk, Befreie dein verborgenes Potenzial durch radikale Schattenarbeit, 3. Auflage, 2022.